Fachdidaktik Biologie

LoveLine - multimedialer Sexualkundeunterricht

(LoveLine CD und Webangebot sind Projekte der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung)

(für Klassenstufe 6/7)

Seminar "Computer im Biologieunterricht" WS 98/99

 Leitung: B.Durst 

Ort: Clara-Schumann-Gymnasium, Bonn

Referenten: Eva-Maria Kristeleit,
Oliver Heunemann 

 

1. Rahmen:

Die LoveLine ist eine von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) veröffentlichte CD-ROM zur Sexualaufklärung mit drei Schwerpunkten:

Die CD-ROM wurde in einer 6. Klasse innerhalb einer Unterrichtsreihe Sexualkunde eingesetzt, wofür 3 Unterrichtsstunden mit verschiedenen thematischen und methodischen Schwerpunkten verwendet wurden.


2. Technische Voraussetzungen

10-17 Computer für 20-35 Schüler mit folgender Ausstattung:

PC: 486/66 MHz, Windows ab 3.1, 16 MB Arbeitsspeicher, Vierfach-CD-ROM-Laufwerk, Grafik 640 x 480 Pixel, High Colour (16 Bit), Soundkarte.

Mac: Macintosh ab 68040, System ab 7.1, 32768 Farben.

Auf kleineren Rechnern funktioniert es auch. Die Anwendung läuft direkt von der CD-ROM.


3. Lernziele

Die Schüler sollen:

Das Erreichen von Lernzielen, soll in der ersten Stunde nicht im Vordergrund stehen. Die Schüler sollen sich in erster Linie dem Thema spielerisch annähern. Es ist auþerdem nicht möglich, die in dem Spiel implizierten Lernziele genau anzugeben, da nicht vorausgesehen werden kann, wie weit die Schüler beim Spielen kommen, d.h. welche Themen behandelt werden. Themen können nach Wunsch in der zweiten Stunde aufgegriffen und vertieft werden.


4. Didaktisch-methodische Überlegungen

Aufgrund der Gröþe der Klasse und der geringen Kapazität des Computerraums war es notwendig, die Klasse für die Dauer des Projektes zu teilen. Die Klasse wurde in der letzten Fachstunde aufgefordert, sich eigenständig in zwei gleich groþe Gruppen aufzuteilen. Auffällig war, daþ sich die Klasse nicht, wie erwartet, nach Geschlechtern aufteilte, sondern anscheinend nach Reifegrad. Die Geschlechter trennten sich erst später in den Zweiergruppen vor dem Computer. Die Stundenplanung sah wie folgt aus:

Gruppe 1. Stunde 2. Stunde 3. Stunde 4. Stunde
A LoveLine im Computerunterricht (Spiel) Auswertung im Klassenraum LoveLine im Computerunterricht (Datenbankquiz)  
B   LoveLine im Computerunterricht (Spiel) Auswertung im Klassenraum LoveLine im Computerunterricht(Datenbankquiz)


1. Stunde: das Spiel

Die erste Stunde dient als Einstieg und dem Kennenlernen des Spiels. In dem Spiel werden folgende Themen behandelt: Freundschaft, multikulturelle Beziehung, Männer- und Frauenbild, Traumtypen, Homosexualität, Selbstbefriedigung, Verhütung, Petting und Geschlechtsverkehr.

Vorbereitungen:

Startbild  Die Rechner müssen gestartet, die Lautstärkeeinstellungen kontrolliert, die CD-ROM eingelegt und das Startbild eingestellt werden. Auþerdem muþ pro Rechner ein Paar Kopfhörer (mit getrennten Ohrstöpseln, z.B. vom Walkman) vorhanden sein. Man kann sich auch bei vorheriger Ankündigung nicht darauf verlassen, dass die Schüler diese mitbringen.

Stundenbeginn:

Wegweiser  Am Anfang der Stunde steht ein kurzer Lehrervortrag, um die Schüler über den Ablauf der nächsten Stunden zu informieren, eine Einführung in die Benutzung der Computer zu geben und das Verknüpfungsprinzip des Spiels anhand des Wegweisers zu erklären. Diese Einführung findet in einem Stuhlkreis abseits der Computer statt. Wenn die Möglichkeit besteht, ist es sinnvoll, diese Einführung im Klassenraum oder einem anderen Raum neben dem Computerraum zu verlegen, da sich die Schüler in Anwesenheit der Computer wenig konzentrieren.
Spielfiguren  Zusätzlich wird ein Arbeitsblatt verteilt, auf dem Informationen über die Spielfiguren und Interaktionen enthalten sind.

Als Sozialform haben wir uns in der ersten und dritten Stunde am Computer für die Partnerarbeit entschieden. Das ermöglicht, daþ sich die Schüler über ihre Empfindungen und Wünsche mit ihren Freunden austauschen könnten. Die Partnerarbeit hat im Gegensatz zur Einzelarbeit auþerdem den Vorteil, daþ sich die Schüler gemeinsam mit inhaltlichen und psychomotorischen Schwierigkeiten beim Spiel auseinandersetzen und diese besser bewältigen können. Hauptanliegen ist es, den Lehrer so weit wie möglich aus den Geschehen herauszuhalten.

Bei den Vorbereitungen, d.h. beim Spielen der CD-ROM, ist aufgefallen, daþ die für die Themen Homosexualität, Selbstbefriedigung, Verhütung und Sexualität erst im letzten Drittel des Spiels behandelt werden. In den beiden ersten Drittel werden die Personen eingeführt und die Themen Freundschaft, multikulturelle Beziehung, Männer- und Frauenbild sowie Traumtypen behandelt. Es gelang uns nicht, das Spiel innerhalb von 45 min ganz durchzuspielen.

Es stellt sich die Frage, ob die Schüler völlig eigenständig das Spiel erkunden sollen, und es dadurch eventuell nicht schaffen, das Spiel durchzuspielen und mit den o.g. Themen konfrontiert zu werden, oder ob ihnen ein "Wegweiser" an die Hand gegeben werden soll, mit dessen Hilfe sie die Möglichkeit haben, auf schnellerem Wege zu den "interessanten" Spielphasen zu kommen. Wir haben uns entschieden, den Wegweiser zu erstellen und explizit darauf hinzuweisen, daþ er fakultativ verwendet werden könnte.

Stundenende:

Wunschzettel  Am Ende der Stunde, werden die Schüler aufgefordert Wunschzettel auszufüllen, auf denen sie für sie interessante Themen ankreuzen, bzw. aufschreiben können und über die sie weitere Informationen erhalten möchten. Auf diesen Wunschzetteln basierend, wird die zweite oder dritte Unterrichtsstunde aufgebaut. Dies ist von den Themen abhängig, da nicht bei allen Themen das Lexikon sinnvoll eingesetzt werden kann.

Unterrichtsmaterialien:
Zurück

2. Stunde: die Auswertung

Die zweite Stunde findet im Klassenraum statt und dient dem Gespräch über das Spiel, der Auswertung und Vertiefung. Mit Hilfe von expliziten Fragen und Lehrerimpulsen werden die Schüler aufgefordert, sich über das Spiel zu äuþern sowie Meinungen und Erfahrungen auszutauschen. Dies kann entweder die ganze Stunde in Anspruch nehmen oder nur einen Teil. Im zweiten Teil der Stunde können dann ein oder mehrere Themen der Wunschzettel behandelt werden.

2 Beispiele: Gruppe A, Gruppe B Zurück

3. Stunde: das Datenbankquiz

In der dritten Stunde wird wieder die LoveLine-CD-ROM zur Hilfe genommen, um die Themen der Wunschzettel zu behandeln oder, falls dies schon geschehen ist, neue Themen zu erschlieþen. Dies soll nicht über das Spiel geschehen, sondern mit einem Quiz, das die Schüler mit Hilfe der Datenbank eigenständig lösen.

Das Ziel der Fragenauswahl für das Quiz besteht hauptsächlich darin, zu gewährleisten, dass es möglich ist, sowohl die Bearbeitung der Fragen, als auch die Auswertung der Antworten innerhalb einer Schulstunde zu absolvieren. Ferner wird darauf geachtet, dass während der Beantwortung Anschauungsmaterialien vorgeführt werden kann. (Es bieten sich in diesem Zusammenhang beispielsweise Fragen nach Verhütungsmitteln oder der Monatshygiene an.)

Vorbereitungen: Vor der Stunde müssen die Rechner gestartet, die Lautstärkeeinstellungen kontrolliert, die CD-ROM eingelegt und das Startbild eingestellt werden. Auþerdem muþ pro Rechner ein Paar Kopfhörer (mit getrennten Ohrstöpseln, z.B. vom Walkman) vorhanden sein.

Stundenanfang: Am Anfang der Stunde steht ein kurzer Lehrervortrag im Stuhlkreis, um die Schüler über den Ablauf der Stunde zu informieren und das Quiz kurz zu erläutern.

Stundenende: Die Auflösung und Besprechung kann noch in dieser Stunde stattfinden, was jedoch nicht ratsam ist. Besser wäre es, die Besprechung an den Anfang der nächsten Stunde zu legen (evtl. als Übergang). Es empfiehlt sich in jedem Fall, den Schülern am Ende der Stunde Zeit für eigene "Forschungen" oder zum Spielen einzuräumen!

Unterrichtsmaterialien:

Die Arbeitsblätter 5 und 6 waren für beide Gruppen ungefähr gleich, deswegen ist hier nur das Quiz der Gruppe A dargestellt.

Zurück

5. Probleme

Bei der Planung und Durchführung des Projektes sind wir auf Probleme gestoþen, die es schwierig machen, die LoveLine im Unterricht einzusetzen. Dies gilt vor allem im Normalfall, dass die Klasse nur von einer Lehrkraft unterrichtet wird.

  1. Computer: Es müssen genügend Computer vorhanden sein, die die technischen Voraussetzungen erfüllen.
  2. Klassengröþe: Durch die Partnerarbeit wird die Anzahl der benötigten Computer auf die Hälfte der Klassengröþe reduziert. Man braucht daher einen Raum mit 10-17 Computern für 29-35 Schüler.
  3. Hard- und Software: Die Zeit für die Installation und Einstellung jeder CD-ROM auf den Computern ist nicht zu unterschätzen. Auch auftretende technische Probleme (z.B. Abstürzen der Anwendung, Fehlfunktionen bei QuickTime-Filmen) während des Spiels müssen gelöst werden, so daþ es empfehlenswert ist, einen technisch versierten Schüler/Schülerin für diese Stunde zur Hilfe zu holen, die bei solchen Problemen helfen können. Wenn z.B. 15 Computer in Betrieb sind, ist es fast unmöglich, diese Aufgabe alleine zu lösen.
  4. Raumbelegung: Ist der Computerraum in den Biologiestunden frei?


6. Diskussion

7. Unterrichtsmaterialien



Arbeitsblatt 1:

Wegweiser

Zurück

Arbeitsblatt 2:

Informationen über die Spielfiguren und Interaktionen

Spielfiguren

Zurück

Arbeitsblatt 3:

Wunschzettel

Wunschzettel

Zurück

   

Arbeitsblatt 4:

Informationen über Bestelladresse und Herausgeber der LoveLine

Herausgeber-Info

Zurück

Arbeitsblatt 5:

Quiz - Fragen

Quiz-Fragen

Zurück

 Arbeitsblatt 6:

Quiz - Antworten

Quiz-Antworten

Zurück


 

Die 2. Stunde im Klassenraum - Gruppe A

Unterrichtsinhalte: Verantwortung, Verhütung, AIDS

Verlaufsplan
Auf Grund mangelnder Erfahrung mit dem Medium LoveLine wurde in der Einstiegsphase durch die einfache Frage "Wie hat Euch das Spiel gefallen" ein lockeres Schüler-Lehrer-Gespräch begonnen, um Stimmung und Offenheitsgrad der Schüler zu erfahren. Daraufhin wurde durch Aufforderungen konkrete Szenen beschreiben zu lassen auf die Protagonisten Tom und Pia gelenkt.

Anhand der Probleme dieser Spielfiguren (Sexualität, Verhütungsproblematik) wurde in der Erarbeitungsphase mittels bereitgehaltener Hilfsmittel (Pille, Kondome) auf Verhütungsmethoden eingegangen und diese beiden wichtigsten Verhütungsmittel ausführlich vorgestellt und in der Klasse herumgegeben ("Sind das Ihre?"). Andere Verhütungsmethoden und ihre geringere Sicherheit wurden der vollständigkeitshalber erwähnt. Durch Erinnerung an die Charaktere von Tom und Pia wurde dann explizit auf die Verantwortung eingegangen, die beide Partner übernehmen. Hier war auch der Übergang geschaffen, um auf AIDS zu sprechen zu kommen. Die Ansteckungs- und Schutzmöglichkeiten wurden von den Schülern selbständig erarbeitet.

Zum Abschluþ durften ein Schüler und eine Schülerin vor der Klasse ein Kondom über einen Besenstiel abrollen, nachdem vorher genau der Gebrauch eines Kondoms erklärt wurde.

Schülerverhalten
Die Schüler zeigten deutlich, daþ ihnen das Spiel in den Grundzügen gefallen hatte, allerdings hatten sie Probleme damit, die Charaktere der Spielfiguren zu beschreiben und auf deren Verhaltensmuster einzugehen. Das Hauptinteresse lag eindeutig bei den Spielszenen, in denen es "abging", d.h. in denen Petting, Selbstbefriedigung und miteinander schlafen thematisiert waren.
Das Interesse der Schüler und die mündliche Mitarbeit steigerte sich merklich mit der Vorstellung der Verhütungsmittel. Es wurden viele, teils auch persönliche Fragen gestellt, die aber immer ernsthaft waren und alle beantwortet wurden. Teilweise entstanden Diskussionen unter den Schülern selber.
Höhepunkt der Stunde war natürlich das Abrollen des Kondoms. Entgegen aller Erwartungen haben sich alle Schüler dafür gemeldet. Es war für alle ein großer Spaß

Zurück


Die 2. Stunde im Klassenraum - Gruppe B

Die ersten Minuten der Stunde wurden darauf verwand, mittels eines "brainstormings" Themen, die im Spiel angesprochen und behandelt wurden, an der Tafel zu sammeln. Daraufhin charakterisierten die Schüler an einer Folie die einzelnen Personen des Spiels, indem ihre Ansichten und Probleme genannt sowie diskutiert wurden. Hier bestand für den Lehrer die Möglichkeit einzelne Themen stärker zu gewichten, indem sie vom Spiel abstrahiert, inhaltlich ergänzt und auf allgemeiner Basis mit den Schülern besprochen wurden. Die oben beschriebene Aufarbeitung des interaktiven LoveLine-Spiels nahm ungefähr 30 Minuten in Anspruch. Die verbleibende Viertelstunde wurde darauf verwand, ein Thema, welches von den Schülern bevorzugt auf dem Wunschzettel genannt wurde (siehe erste Stunde), zu behandeln.

Zurück